Ankum: Austausch und Impulse für die Arbeit

17 Juni 2024
Legehenne
Ankumer Biolegehennen

Dr. Thorsten Arnold (l.) und Tobias Ferling (2.v.r.) mit den Referenten und Moderatoren ihrer Veranstaltung.

 

Zum Ankumer Bio-Legehennen-Forum konnten die Veranstalter Bio-Aufzucht Gudendorf Ankum und die Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Dres. Arnold rund 140 Gäste begrüßen. Neben Impulsen zum wichtigen Thema Kommunikation gab es Anregungen für die tägliche Arbeit und einen Blick über die Grenze.

Die Legehennenhaltung ist ein Segment der Tierhaltung, in dem in Deutschland noch Wachstum stattfindet und Betriebe noch neu einsteigen. Das ist erfreulich. Doch die Branche steht auch vor Herausforderungen. Wettbewerbsfähigkeit, Wegfall von Wirkstoffen, Nachhaltigkeit, neue gesetzliche Regelungen oder Branchenkommunikation sind nur einige Stichworte. Um diese Themen ging es auch auf dem Ankumer Bio-Legehennen-Forum.

Dass Kommunikation sowohl im Sinne von Imagepflege für die Landwirtschaft wichtig ist als auch für jeden Betrieb, um Produkte „an den Mann zu bringen“, machte Hans-Peter Goldnick klar. Der Landwirt und gelernte Bankkaufmann betreibt in Schleswig-Holstein den „Hornbrooker Hof“ mit 250 ha und 40 Mitarbeitern. Hier werden neben Erdbeeren und Spargel rund 130.000 Eier pro Tag erzeugt, etwa 35 Prozent davon in Biohaltung.

Referent Hans-Peter Goldnick ist frischgebackener Vorsitzender des Bundesverbandes Ei.

BVEi: Werben für Schulterschluss der Branche

Hans-Peter Goldnick hat vor wenigen Wochen den Vorsitz des Bundesverbandes Ei, BVEi, übernommen. Goldnick warb in Ankum sehr eindringlich für einen Schulterschluss der gesamten Branche, nicht nur der konventionellen Halter, sondern auch der Bio- und Mobilstallhalter: „Gesellschaft, Medien und Politik betrachten uns sehr kritisch. Das führt dazu, dass in unsere Produktionsweise hineinregiert wird.“ Die Herausforderungen der Politik träfen alle Betriebe, man müsse zusammenstehen. Als ein Beispiel nannte er die geplante neue EU-Transportverordnung.

Sein eigentliches Vortragsthema war jedoch die Bioeier-Vermarktung. Und diesen Markt sah er zum Teil kritisch – was nicht nur auf Zustimmung im Publikum stieß. So zeigte er sich besorgt, dass die Bioproduktion angesichts des immer wichtiger werdenden Themas Nachhaltigkeit und des wachsenden Nahrungsmittelbedarf der Welt künftig im Fokus stehen könnte wegen des höheren Ressourcenverbrauchs. Kritisch sah er den Einstieg von Bio-Verbänden bei den großen Discountern. Der Marktmacht der großen Ketten sei man ausgeliefert.  

Seines Erachtens hat der Bioeier-Markt in den vergangenen Jahren stark von dem Wunsch nach mehr Tierwohl und von „Skandalen“ (Fibronil/Nitrofen/Dioxin) profitiert, so habe man auf 15 Prozent Anteil wachsen können. Der Höchststand wurde in den Corona-Jahren erreicht. Für die Zukunft sieht Goldnick im Biobereich kein signifikantes Wachstum mehr.

Mobilställe mit 15 Prozent Marktanteil bei Schaleneiern

Der Hype der vergangenen Jahre um die Mobilstallhaltung hat dazu geführt, dass hier inzwischen rund 15 Prozent der in Deutschland verkauften Schaleneier herkommen: „Regionalität ist das neue Bio“, so die Erkenntnis. Dieses Wachstum ist nach Einschätzung von Goldnick zulasten der Biohaltung gegangen. Aber auch die Mobilstallhaltung stoße mittlerweile an ihre Grenzen.

Rund 140 Gäste kamen zum diesjährigen Bio-Legehennen-Forum.

Sein Ziel als neuer BVEi-Vorsitzender sei, den Eierverbrauch durch eine gute und gemeinsame Branchenkommunikation zu erhöhen, für die er beim BVEi angetreten sei. Fernziel, mit einem Augenzwinkern genannt: „One egg a day, keeps the doctor away“.  
Verbraucher wollen Infos zur Produktion von Nahrungsmitteln
Neben der „großen“ Branchenkommunikation ist auch der einzelne Landwirt gefordert, Verbraucher zu informieren oder etwa als Direktvermarkter für seine Produkte zu werben. Tipps dazu, wie das gut gelingen kann, gab es von Prof. Matthias Kussin von der Hochschule Osnabrück. Grundsätzlich gebe es ein grundlegendes Interesse an landwirtschaftlichen Themen, so der Kommunikationswissenschaftler. Ganz oben stehe dabei die Qualität von Nahrungsmitteln, der Umgang mit Tieren und Transparenz bei der Produktion von Nahrungsmitteln.

Er riet den Landwirten, das ganze Spektrum an Informationskanälen im Auge zu haben, nicht nur die Sozialen Medien. Auch beim Einkauf auf dem Wochenmarkt, beim Tag des offenen Hofes, in der regionalen Tageszeitung oder der örtlichen Schule gebe es Möglichkeiten, zu informieren.

Kommunikation durch Geschichten erzählen

Neben der reinen Fachinformation möchte der Verbraucher wissen, welchen Nutzen es für ihn hat, dass er zum Beispiel Bioeier kauft. Außerdem möchte er unterhalten werden. Das Mittel der Wahl hierfür: Geschichten erzählen. Was sind besondere Ereignisse auf dem Betrieb? Welche besonderen Herausforderungen mussten dort gemeistert werden? Welche Fehler habe ich gemacht und was habe ich daraus gelernt? Wo will ich hin mit meinem Betrieb?

Prof. Kussin ermunterte dazu, auch schwierige oder kritische Themen anzusprechen und Position zu beziehen: „Das erzeugt Vertrauen und schützt vor Reputationsschäden.“
Weitere spannende Praxis-Themenblöcke in Ankum waren Photovoltaik in Hühnerausläufen und Einsatz von Phytotherapeutika. Zudem gab es einen Blick über den Tellerrand in Richtung Norden: Der dänische Legehennenhalter Christian Thomsen stellte seinen Betrieb und die dänische Branche vor.

 

Christa Diekmann-Lenartz
Bild: Christa Diekmann-Lenartz

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