Die Mischfutterproduktion in Deutschland ist 2024 erstmals seit vier Jahren leicht gestiegen, doch sinkende Tierbestände und politische Unsicherheiten gefährden die langfristige Entwicklung.
Geflügel- und Schweinefutter wachsen – sinkende Tierbestände bremsen Entwicklung
Die Produktion von Mischfutter in Deutschland ist im Jahr 2024 erstmals seit vier Jahren wieder leicht gestiegen. Laut dem Deutschen Verband Tiernahrung e. V. (DVT) wurden insgesamt 21,9 Millionen Tonnen produziert – ein Zuwachs von 1,1 Prozent (+245.000 Tonnen) im Vergleich zum Vorjahr. Besonders bemerkenswert ist das Wachstum im Geflügelfuttersegment, das um 63.000 Tonnen auf 6,3 Millionen Tonnen anstieg. Auch andere Bereiche wie Schweine- (+210.000 Tonnen) und Wiederkäuerfutter (+34.000 Tonnen) verzeichneten leichte Zuwächse.
DVT-Präsident Cord Schiplage wies jedoch darauf hin, dass dieser positive Trend die starken Rückgänge der Vorjahre nicht ausgleicht. Seit dem Höchststand von 24,1 Millionen Tonnen im Jahr 2020 sei die Futtermittelproduktion insgesamt rückläufig. Besonders die schrumpfenden Tierbestände beeinflussen die Branche: Während die Zahl der Mastschweine leicht um 1,7 Prozent auf 9,7 Millionen stieg, sank die Zahl der Milchkühe um 3,4 Prozent auf unter 3,6 Millionen.
DVT fordert Bürokratieabbau und klare Agrarpolitik nach der Wahl
Nach der Bundestagswahl drängt der DVT auf konkrete Maßnahmen und weniger Bürokratie. Schiplage kritisierte die bisherigen Verhandlungen, die sich im Kreis gedreht hätten, und forderte, dass private Lösungen Vorrang vor staatlichen Eingriffen haben sollten. Besonders in der Mischfutterbranche sei ein Abbau von Verwaltungsvorschriften essenziell. Zudem müsse ein umfassendes Tierwohlprogramm die Umweltziele, Wirtschaftlichkeit und Tierbedürfnisse gleichermaßen berücksichtigen.
EU-Strategie: Zukunftsvision und Reformen bei Nachhaltigkeit und Züchtung
Die von der EU-Kommission vorgestellte Vision für Landwirtschaft und Ernährung sieht der DVT als positiv an. Besonders die geplante Regelung für neue Züchtungstechniken (NGT) sollte laut DVT nun endlich beschlossen werden. Bisher habe die Bundesregierung das Thema in Brüssel blockiert, doch nun sei ein klares Bekenntnis notwendig. Auch die geplanten Vereinfachungen bei Nachhaltigkeitsvorgaben und die Überarbeitung der EU-Entwaldungsverordnung könnten die Branche entlasten.
Lysin-Zölle: Abhängigkeit von China bleibt Problem
Große Sorge bereiten dem DVT die Anfang 2025 eingeführten Zölle auf Lysin, einen essenziellen Zusatzstoff für Futtermittel. Die Maßnahme sollte zwar Dumpingpreise aus China eindämmen, löst aber das Problem der Importabhängigkeit nicht. Schiplage betonte, dass Europa die eigene Produktion nicht in ausreichendem Maß hochfahren könne. Daher sei eine langfristige Strategie zur Diversifizierung der Rohstoffquellen nötig.
Strukturelle Anpassungen: Weniger Betriebe trotz Mengensteigerung
Trotz des leichten Produktionsanstiegs ging die Zahl der Mischfutterbetriebe zurück. Laut DVT sank die Zahl der Unternehmen auf 264 Betriebe, zwölf weniger als im Vorjahr. Grund sind strukturelle Veränderungen und Marktkonsolidierungen. Besonders in der Region Nord (Schleswig-Holstein, Niedersachsen, NRW) wurde mit 15,7 Millionen Tonnen der größte Anteil an Mischfutter produziert.
Fazit
Der DVT sieht die leichte Erholung der Mischfutterproduktion positiv, warnt aber vor langfristigen Herausforderungen durch sinkende Tierbestände und politische Unsicherheiten. Besonders im Geflügelfuttersegment zeigt sich Wachstum, das jedoch nicht ausreicht, um die Rückgänge früherer Jahre auszugleichen. Die Politik müsse nun Rahmenbedingungen schaffen, die Planungssicherheit für Landwirte und Futtermittelproduzenten bieten.
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